Abbruch ins Jetzt – Time Zone Inferno – Voyage dans l’instant

Für Streichorchester, Trompete und live-Elektronik

Auftrag des Ricercare-Ensembles – Premiere am 27.11.2015 in Saarbrücken (Deutschland)

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Die Grundidee dieses Stückes ist die Isolation und kontinuierliche sehr langsame Entfaltung eines Glissandos. Der Ursprung dieser Idee entstammte u.a. aus der Konfrontation mit der von Miller Pucket entwickelten Software Pure Data.

Die Symbolik des chromatischen Fortschreitens über die verschiedenen Epochen hinweg war mir im Laufe dieser Arbeit weniger wichtig als seine eindeutige Wirkung: den Spannungsauf- und -abbau. Die unzähligen Fälle, in welchen diese Klanglinien oder Klangresultanten vorhanden sind (Doppler-Effekt) bilden die Grundlagen der gesuchten Stimmung und Anspielung. 

Der Titel Abbruch ins Jetzt bezieht sich also auf den Grundsatz einer synthetisierende Auseinandersetzung mit der Musiksprache.

Der Ausgangspunkt dieser Arbeit Abbruch ins Jetzt liegt in den Werken von Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, die dekonstruktivistische Merkmale ausarbeiteten: G.F Haas Limited approximations, G.Ligeti Atmosphères, Xenakis Metastasis, G. Scelsi Quattro Pezzi su Una Nota sola… Der Ansatz des Stückes Abbruch ins Jetzt kennt ähnliche Merkmale, die mich während des Prozesses zum fortwährendem Synthetisieren der traditionellen Sprache führten mit dem Resultat, auf diesem Wege neue wesentliche Mechanismen einer Klangerzählung erforschen zu können.

Der zweite Ansatz dieser 2. Klangstudie lag in der Idee, durch das was ich strukturelle Motivbildung nenne, die Struktur durch den Raum und die damit verbundene Zeit zu definieren. Das Hauptmerkmal in der Vertikalen liegt in der Klanggestaltung, welche durch ein ständiges Befragen des Raumes und den damit verbundenen Effekten (Doppler, Echo, Delay…) erzeugt wird. In der Horizontalen ist der Ansatz gleichartig: Das Hauptmotiv, welches in dem Zusammenhang auch als Thema bezeichnet werden kann, ist ein chromatisches Fortschreiten welches sich von dem extrem tiefsten Ton zum extrem höchsten Ton des Klangkörpers entwickelt und auf dem entgegengesetzten Weg zum “Ursprungspunkt” zurückschreitet. Die konsequente Umsetzung dieser Struktur führte zu kompositorischen Herausforderungen, die ich durch sparsames Einsetzen harmonischer und motivischer Komponenten löste.

Bei der Ausarbeitung des Materials boten mir Ansätze der musique  spectrale Möglichkeiten für neue, sich bewegende Texturen. Das sehr langsame Tempo ermöglichte es mir, die Entwicklung des Glissandos zu verdeutlichen und setzte mich vor neue Fragen, die ich in dieser Arbeit beantworten konnte und die mein zukünftiges Schaffen deutlich prägen werden.